Ausbleibende Samenerguss bei vorhandenem Orgasmus
Anejakulation
Bei jedem Orgasmus des Mannes wird Sperma ausgeworfen. Es handelt sich um eine weißliche opalisierende Flüssigkeit von kastanienartigem Geruch, in der sich manchmal Schleimfäden oder gallertartige Körner befinden können.
Das Volumen kann stark variieren und ist u.a. abhängig von der Zeit bis zum letzten Erguss.
Bei einer Karenz von 3-5 Tagen beträgt das normale Volumen zwischen 2-6 ml.
Für ein normales Ejakulationsvolumen muss ausreichend Samenflüssigkeit gebildet werden. Hierbei kommen nur ca. 5% des Spermavolumens aus den Hoden, die restlichen 95% werden in Prostata und Samenblasen produziert.
Zunächst muss zwischen dem komplettes Ausbleiben des Samenergusses und einem Samenerguss , der sich statt nach außen zurück in die Harnblase entleert. Ein solcher „fehlgeleiteter Samenerguß wird „Retrograde Ejakulation“ genannt.
Retrograde Ejakulation
Die retrograde Ejakulation kann durch eine mikroskopische Untersuchung des Urins unmittelbar nach dem Samenerguss gesichert werden, vorausgesetzt das Samenfäden im Sperma vorhanden sind. Der Urologe sieht dann die Spermien im Urin.
Voraussetzung eines normalen Samenausstoßes ist der ausreichende Verschluss des inneren Harnblasenschließmuskels und der geordnete Ablauf von Beckenmuskulaturbewegungen, die das Sperma austreiben. Die zeitgerechte und effektive Nervenstimulation der Muskeln spielt eine wichtige Rolle bei diesem komplexen Vorgang. Häufigste Ursache der retrograden Ejakulation ist eine operative Entfernung der Prostata durch die Harnröhre bei der transurethralen Prostataresektion. Diese Therapie wird zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung und der damit verbundenen Miktionsstörungen durchgeführt.
Hierbei wird meist der näher zur Blase gelegene Schließmuskel, der einen geringen Anteil an der Urinkontinenz hat, zerstört oder geschwächt. Wichtigster Verschlussmechanismus der Harnblaseblase ist der direkt unterhalb der Prostata gelegene äußere Schließmuskel.
Weitere Ursachen können die Nerven betreffende Erkrankungen (Neuropathien) sein. Diese können im Rahmen der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und bei Alkoholkonsum auftreten. Bandscheibenvorfälle, Multiple Sklerose und seltene Nervenerkrankungen sind seltene Ursache der Erkrankung. Operationen am oder im Beckenraum könne diese Problematik auslösen.
In seltenen Fällen können auch alpha-Blocker (Bluthochdruckmedikamente) und eine Entzündung der samenableitenden Wege eine retrograde Ejakulation auslösen.
Totale Anejakulation
Ist es niemals zu einem Samenerguss, bei vorhandenem Orgasmus, gekommen, ist meist eine "Verstopfung" der Samenwege, ein Fehlen der Flüssigkeit oder eine angeborene Störung im Bereich des "Weichenstellers" Prostata die Ursache. Hier kann eine angeborene Raumforderung den Weg zur Harnröhre versperren. Raritäten sind das angeborene Fehlen von Samenblasen und / oder Prostata.
Therapie
Behandelt werden sollte zunächst eine eventuell vorhandene Grundkrankheit, die zu dem Problem geführt hat.
Die medikamentöse Therapie erfolgt, nach Maßgabe des behandelnden Arztes mit direkt oder indirekt das vegetative Nervensystem beeinflussende Wirkstoffen. Ziel ist ein verbesserter Verschluss des inneren Blasenschließmuskels (Blasenhals).
Bei Problemen dieser Art sollte umgehend ein Urologe aufgesucht werden um die Ursache der Erkrankung aufzudecken. Oft ist eine weiterführende Untersuchung bei einem Neurologen notwendig.
Stand: 2. Januar 2016