Harnwegsinfektion und Blasenentzündung (Zystitis)

Was ist eine Harnwegsinfektion oder Blasenentzündung?

Eine Harnwegsinfektion ist eine Entzündung der ableitenden Harnwege, die meist durch Bakterien, vor allem Darmbakterien, hervorgerufen wird. Zu den ableitenden Harnwegen zählen Harnröhre, Harnblase, Harnleiter und das Nierenbecken. Man unterscheidet zwei Formen: Die untere Harnwegsinfektion ist eine Infektion der Harnröhre bzw. Blase (Zystitis), die obere eine Infektion des Nierenbeckens.

Vor allem Frauen leiden an Harnwegsinfektionen, da die kurze Harnröhre das Eindringen von Keimen begünstig. Etwa elf Prozent der Frauen bekommen jährlich eine Harnwegsinfektion. Betroffen sind aber auch ältere Männer, wenn eine vergrößerte Prostata den Harnabfluss stört.

Warum bekommt man eine Harnwegsinfektion?

Verschiedene Ursachen erleichtern es Keimen, sich in den Harnwegen zu vermehren und Entzündungen hervorzurufen. Hauptrisikofaktoren bei Frauen sind vorangegangene Harnwegsinfekte und Geschlechtsverkehr. Eine Harnwegsinfektion bei sexuell sehr aktiven Frauen wird auch "Honeymoon Zystitis" - Blasenentzündung der Flitterwochen - genannt. Wahrscheinlich werden die eigentlich harmlosen E. coli-Bakterien dabei richtiggehend in die Harnröhre "einmassiert". Weitere Ursachen sind:

  • Schwangerschaft und Geburt begünstigen das Eindringen von Keimen.
  • Bei Frauen fördert ein Östrogenmangel während und nach den Wechseljahren das Keimwachstum.
  • Bei älteren Männern verursacht häufig eine vergrößerte Prostata die Beschwerden.
  • Harnabflussstörungen wie Harnsteine, Verengung der Harnröhre, Rückfluss von Harn in die Harnleiter und Geschwülste
  • Stoffwechselerkrankungen wie Zuckerkrankheit und Gicht
  • Eingriffe an den Harnwegen, z.B. Katheterisieren der Harnblase
  • Abwehrschwäche bei Säuglingen und Kleinkindern, chronisch Kranken oder durch Medikamente wie Kortison
  • Verschleppen von Keimen bei besonders intensivem Geschlechtsverkehr sowie bestimmten Sexualpraktiken (ungeschützter Analverkehr)

Manchmal ist auch eine falsch ausgeführte Hygiene Ursache für Harnwegsinfekte. Deshalb ist es wichtig, dass Frauen und Mädchen sich immer von der Scheide in Richtung des Afters abtrocknen, niemals in Gegenrichtung. Dadurch verhindert man, dass Darmbakterien in die Harnröhre eindringen.

Welche Anzeichen treten bei einer Harnwegsinfektion auf?

Eine Harnblasenentzündung (Zystitis) macht sich folgendermaßen bemerkbar:

  • Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen (Algurie).
  • Die Blasenentleerung fällt schwer (Dysurie).
  • Häufiger Drang zum Wasserlassen (Pollakisurie) mit geringen Harnmengen
  • Schmerzen über dem Schambein, eventuell Krämpfe

Breiten sich die Keime weiter aus, kann eine Nierenbeckenentzündung folgen. Hohes Fieber, Schmerzen in der Nierengegend und schweres Krankheitsgefühl sind die Anzeichen.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Harnwegsinfektion?

Die Beschwerden (Anamnese) sind für den Arzt schon ein erster Hinweis auf eine Harnwegsinfektion. Zuzätzlich untersucht der Arzt den Urin auf Bakterien, weiße und rote Blutkörperchen. Vielleicht sind auch eine Blutuntersuchung (Blutbild) oder eine Ultraschall-Untersuchung erforderlich, um andere Erkrankungen im Unterleib auszuschließen. Wichtig ist es, eine Harnwegsinfektion von einer Nierenbeckenentzündung abzugrenzen.

Zur Harnuntersuchung benötigt man den so genannten "Mittelstrahlurin". Der erste Harnstrahl, der noch nicht gesammelt wird, durchspült die Harnröhre. Danach uriniert der/die Patient/in in einen sterilen Behälter. Auf diese Weise wird das Untersuchungsergebnis nicht verfälscht.

Wie behandelt man Blasen- und Harnwegsinfektionen?

Es ist wichtig, alle Harnabflussstörungen oder Faktoren, die eine Harnwegsinfektion begünstigen, auszuschalten. In manchen Fällen helfen krampflösende Präparate oder Schmerzmittel. Bei Fieber oder einer oberen Harnwegsinfektion sind Antibiotika in der Regel unumgänglich. Häufig werden zunächst Breitband-Antibiotika genutzt. Ist die Bakterienart und ihre mögliche Antibiotika-Empfindlichkeit endgültig ermittelt, erfolgt bei Bedarf eine gezielte Antibiotika-Behandlung - sofern die Beschwerden durch die Vorbehandlung nicht schon beseitigt wurden.

Was können Sie selbst tun?

Trinken Sie viel, um die ableitenden Harnwege gut durchzuspülen (zwei bis drei Liter pro Tag). Blasen und Nierentees enthalten Pflanzenextrakte wie Brennessel, Birke, Schachtelhalm oder Wacholder. Sie regen die Niere zur Harnproduktion an. Vier bis fünf Tassen über den Tag verteilt reichen für eine gute Wirkung aus.

Ansonsten sind Wasser und normale, ungesüßte Tees die richtige Wahl.

Bärentraubenblättertee wirkt desinfizierend und bekämpft die Bakterien. Auch hier reichen vier bis fünf Tassen pro Tag aus. Wichtig ist eine Tasse zur Nacht, weil sich die Wirkstoffe aus dem Tee in der Blase anreichern können. Der Urin lässt sich zudem mit dem Hydrochinon aus Bärentraubenblättern desinfizieren. Setzen Sie dem Tee noch eine Messerspitze Natron zu, dann wirkt er besser.

Säure ist nicht das Milieu, in dem Bakterien wachsen und gedeihen können. Die Preiselbeere enthält Chinin- und Hippursäure, die den pH-Wert des Urins für die Bakterien unangenehm absenkt (sauer macht). Die reichlich enthaltene Gerbsäure Tannin wirkt zusätzlich hemmend auf das Bakterienwachstum. Hochdosierte Vitamin C- Säfte, Zitronensäure und Essigwasser säuern den Urin ebenfalls an.

Welche Komplikationen können auftreten?

Insbesondere bei Harnabflussstörungen oder bei Fehlbildung der Harnleiter kann eine untere Harnwegsinfektion aufsteigen und zu einer Nierenbeckenentzündung führen. Wird ein Harnwegsinfekt nicht fachkundig behandelt, ist eine Blutvergiftung möglich. Die Entzündung breitet sich aus und die Erreger werden über das Blut in den Körper gespült. Dieser Zustand kann lebensbedrohlich werden.

Prognose und Vorbeugung

Ein Harnwegsinfekt heilt unter der richtigen Therapie innerhalb weniger Tage ab. Jedoch neigen vor allem viele Frauen zu immer wiederkehrenden Harnwegsinfektionen. In der Regel sind diese Infekte gut behandelbar. Mit einigen Tipps können Sie aber Harnwegsinfektionen vorbeugen:

  • Beim Wasserlassen ist es wichtig, die Blase ganz zu entleeren.
  • Vorgebeugtes Sitzen auf der Toilette verhindert eine totale Entleerung der Blase.
  • Warme Bekleidung am Unterleib schützt vor einer Blasenentzündung.
  • Das Wasserlassen unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr spült die Harnröhre aus und entfernt übertragene Bakterien.
  • Häufiges Wasserlassen verringert die Gefahr einer Harnwegsentzündung.

Stand: 2. Januar 2016